Exquisite Frauenstimmen aus Mazedonien

Seltenes Klangereignis im Rahmen des Kirchenmusik-Festivals in Abtsgmünd-Hohenstadt
Abtsgmünd-Hohenstadt sz Jedes Jahr bietet das europäische Kirchenmusik-Festival Schwäbisch Gmünd ein Konzert in der Wallfahrtskirche Hohenstadt. Diesmal gab es am Sonntag ein seltenes Klangerlebnis mit Musik vom Rande Europas, geboten vom Frauenchor „Sveta.Zlata Meglenska – Heilige Goldene Meglenska“ aus Skopje, der Hauptstadt Mazedoniens.

18 weiß gewandete Sängerinnen mit breitem schwarzen Gürtel schritten singend zum Altar. Fremdartige vierstimmige Gesänge orthodoxer Liturgie zogen die zahlreichen Zuhörer in ihren Bann. Dass es sich um exquisite Stimmen und bewundernswerte Solistinnen, geschult an der Fakultät für Musik handelt, wurde nach den ersten Liedern klar. Ihre künstlerische Leiterin, Dirigentin und Gründerin des Chores, Letra Dimovska Polizova, unterrichtet sie nicht nur an der Hochschule in Skopje, sondern führt sie offensichtlich zu höchster Qualität.


Kein Wunder, dass der Chor nicht nur zahlreiche Preise und sogar Goldmedaillen auf europäischen Wettbewerben einheimste, sondern auch große Anerkennung auf Konzertreisen in aller Welt fand. Dabei widmen sich die jungen Sängerinnen in erster Linie liturgischen Gesängen, wie sie in der orthodoxen Kirche Mazedoniens seit Jahrhunderten heimisch sind.

Aber wie sie singen, ist in zauberhafter Reinheit, zielsicherer Intonation und faszinierender Dynamik schlichtweg ergreifend und überzeugend. Was sie von anderen kirchenslawischen Gesängen und Chören unterscheidet, ist der Reichtum an ungewohnten Melismen. Halbtöne und übermäßige Sekundschritte sorgen für reizvolle orientalische Klangfärbung, wie sie bei den Orthodoxen Russlands, Bulgariens oder Griechenlands unbekannt ist.

Die jahrhundertelange Nachbarschaft von Kirchen und Moscheen unter den Osmanen hat in Mazedonien offensichtlich Durchdringung und eigenartig Klangmischung verursacht. Viertels- und Halbtöne der Muezzins auf den Minaretten haben Spuren hinterlassen. Trotzdem sind die von der orthodoxen Reichskirche Konstantinopels geprägten Grundmuster der Hymnen und Litaneien deutlich herauszuhören, auch wenn viele dieser geistlichen Lieder im 18. und 19. Jahrhundert musikalisch neu gefasst oder zeitgenössisch komponiert und arrangiert wurden..

Neben den Gesängen zu Ehren der Gottesmutter erklingen das „Otsche nasch“ (Vater unser) und die Danklieder an die beiden aus Thessaloniki stammenden heiligen Brüder Kyrill und Method, die im neunten Jahrhundert das Kloster Ohrid gegründet haben, heute noch ein spirituelles geistliches Zentrum für Serben und Mazedonier gleichermaßen. Die Ellwanger Methodius-Tradition ist in Skopje nicht unbekannt, wie von den Sängerinnen zu erfahren war

Mit Trommelwirbel und flirrenden Flötengirlanden eingeleitet präsentierte der Chor seinen weltlichen Programmteil, dominiert von tänzerisch mitreißenden Rhythmen mit einem fliegenden und höchst komplizierten Taktwechel wie ihn nur der Balkan kennt. Raffinierte Verzögerungen, übermütig auf- und abschmierende Sirenentöne würzten die Lieder vom verrückten Koljo oder der rotweinseligen Dafina. Jubel beim begeisterten Publikum in der Wallfahrtskirche.

Europäische Kirchenmusik Festival Schwäbisch Gmünd noch bis Sonntag, 10. August, Telefon 07171 / 603 41 10, e-mail .




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